Photovoltaik – Eigenverbrauch und der Weg zur Autarkie

Der hohe finanzielle Anreiz, den einst die Einspeisevergütung für die Einspeisung von Solarstrom ins Stromnetz darstellte, nahm in den letzten Jahren kontinuierlich ab. Heute ist der Eigenverbrauch meist die wirtschaftlichere Variante. Wie Du den Eigenverbrauchsanteil berechnest, wie er sich vom Autarkiegrad unterscheidet und wie viel selbst verbrauchter Solarstrom umgerechnet kostet, erfährst Du hier.

Unterschied zwischen Eigenverbrauch und Autarkie

Vielfach werden die Begriffe Eigenverbrauch und Autarkie synonym verwendet. Obwohl sie eng verwandt sind, ist dies nicht ganz korrekt.

  • Der Eigenverbrauch ist die absolute Menge an Solarstrom, die Du direkt oder mittels Aufladen eines Stromspeichers verbrauchst.

  • Der Eigenverbrauchsanteil wird meist in Prozent angegeben. Er beziffert den Anteil des selbst erzeugten Solarstroms, den Du verbrauchst. Der Rest wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

  • Der Autarkiegrad ist der Anteil Deines Stromverbrauchs, der durch Dein Solarstrom-Speichersystem abgedeckt wird und somit nicht vom öffentlichen Stromnetz abhängt. Je nach Größe der Photovoltaikanlage und des Stromspeichers und je nach Höhe und zeitlicher Verteilung des Stromverbrauchs kann der Autarkiegrad, genau wie der Eigenverbrauchsanteil, variieren.

  • Ein Autarkiegrad von 100 %, also absolute Unabhängigkeit (Autarkie), wird nur bei Photovoltaik-Inselanlagen erreicht. Bei netzgekoppelten Photovoltaikanlagen, die eine Einspeisung ins öffentliche Stromnetz ermöglichen, ist der Autarkiegrad deutlich niedriger.

Lohnt sich Eigenverbrauch mehr als Einspeisung?

Ob sich eine PV-Anlage für den Eigenverbrauch lohnt, hängt vom Datum ihrer Inbetriebnahme sowie ihrer Kapazität ab. Die Höhe der Einspeisevergütung richtet sich nämlich nach diesen beiden Kriterien.

Vorteile

  • Der Strompreis liegt 2022 bei 37 Cent pro Kilowattstunde; die Einspeisevergütung beträgt nur einen Bruchteil davon. Es ist daher finanziell vorteilhaft, so viel des eigenen Bedarfs mit dem eigenen, kostenlosen Solarstrom zu decken.
  • Überschüssigen Strom kannst Du weiterhin gewinnbringend einspeisen: Kombinierst Du Teil- und Volleinspeisung, indem Du Deine Anlage in zwei Bereiche aufteilst, profitierst Du doppelt: Du sparst Stromkosten durch einen hohen Autarkiegrad (Teileinspeisung) und profitierst von den erhöhten Vergütungssätzen für Volleinspeiser.
  • Mit einem hohen Eigenverbrauch erhöhst Du automatisch Deine Unabhängigkeit. Das funktioniert besonders gut mit einem Stromspeicher. Eine teilweise oder völlige Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz ist besonders von Vorteil, wenn die Anbindung an ein Stromnetz erst noch geschaffen werden müsste.

Nachteile

  • Hast Du Deine PV-Anlage zu einem Zeitpunkt in Betrieb genommen, in der eine hohe Einspeisevergütung bezahlt wurde, musst Du Dein Vorhaben gut durchrechnen: Für den Strom, den Du verbrauchst, fällt die Einspeisevergütung weg.
  • Sofern Du nicht die Kleinunternehmerregelung – bei einem jährlichen Umsatz von bis zu 17.500 € – in Anspruch nimmst, musst Du Umsatzsteuer auf den Eigenverbrauch zahlen.
  • Strebst Du vollständige Unabhängigkeit, also Autarkie im Sinne einer Inselanlage an, kann es bei länger anhaltenden Störungen der Solaranlage zu Problemen kommen. Eben mal schnell ins Netz der regulären Anbieter zu wechseln ist nicht immer möglich – im schlimmsten Fall stehst Du stromlos da.

Wie viel kostet der Eigenverbrauch von Solarstrom?

Natürlich bekommst Du den Sonnenstrom von Deinem Dach praktisch kostenlos. Du kannst jedoch die Kosten Deiner Photovoltaikanlage ins Verhältnis zu der in ihrer Lebenszeit produzierten Strommenge setzen. So kannst Du sehen, wie viel Geld Du im Vergleich zu den regulären Stromkosten sparst. Das Stichwort lautet hier Stromgestehungskosten.

Um diese zu berechnen, müssen sämtliche Ausgaben veranschlagt werden. Dazu gehören Anschaffungs- und Montagekosten für die PV-Anlage, der regelmäßige Unterhalt sowie notwendige Reparaturen. Wird dieser Betrag durch die erzeugten Kilowattstunden dividiert, ergeben sich die Stromkosten pro Kilowattstunde.

Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer ISE zahlst Du je nach Größe Deiner Aufdachanlage und je nachdem, ob Du einen Speicher hast, oder nicht, etwa 5 bis 20 Cent pro erzeugte Kilowattstunde. Wenn Du diesen Solarstrom selbst verbrauchst, anstatt ihn vom Energieversorger zu kaufen, sparst Du also einiges: Die regulären Stromkosten liegen derzeit bei über 37 Cent pro bezogener Kilowattstunde: Mehr als 30 Cent Ersparnis pro Kilowattstunde sind also insgesamt drin! Das summiert sich im Laufe der Lebenszeit Deiner PV-Anlage auf eine beachtliche Summe.

Rentabilität der Photovoltaikanlage

Um die Rentabilität der PV-Anlage zu errechnen, ist es erforderlich, sämtliche Kosten gegen die Stromersparnis aufzurechnen: Anschaffungs-, Montage- und Betriebskosten, sowie Wartung, Reparaturen, Umsatzsteuer und die entgehende Einspeisevergütung. Mehr dazu, wann sich eine Photovoltaikanlage lohnt, erfährst Du in unserem umfassenden Ratgeber Photovoltaikanlage.

Stromzähler: Einspeisezähler & Bezugszähler

Nicht nur für die Einspeisevergütung, sondern auch für die Hochrechnung, ob sich die Umstellung auf reinen Eigenverbrauch lohnt, ist ein Stromzähler für Dich unerlässlich. Als einfaches Modell, das Du selber günstig erwerben kannst, hält der Einspeisezähler nur die Strommenge fest, die Du ins jeweilige Betreibernetz einspeist.

Ein Zweirichtungszähler, der sowohl den Bezug Deines Stroms von einem Betreiber als auch die Einspeisung von Solarstrom festhält, muss in der Regel vom PV-Betreibenden gemietet werden. Er hat allerdings den Vorteil, dass für Fehlerbeseitigung im Zählwerk der Stromversorger zuständig ist. Ist dagegen Dein eigener Zähler defekt, entfällt die Vergütung für die Einspeisung, da sie nicht nachgewiesen werden kann.

Was ist eine gute Autarkiequote und wie kannst Du diese erreichen?

Eine gute Autarkiequote für PV-Anlagen ohne Speicher liegt bei circa 30 – 40 %. Mit einem Stromspeicher hingegen sind auch bis zu 80 % möglich. Dass diese Quoten nicht höher ausfallen, liegt meist daran, dass im Winter in der Regel nicht genug Solarstrom produziert wird, um den gesamten Stromverbrauch zu decken und Strom in der Regel eher in den Abend- und Morgenstunden verbraucht wird, wenn die Solaranlage nicht viel produziert. In den Sommermonaten ist es aber durchaus möglich, nahezu den gesamten Strombedarf mit einer PV-Anlage zu decken.

Das bringt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt. Möchte ich eine hohe Autarkiequote erreichen, ist nicht nur die richtige Dimensionierung der Anlage und gegebenenfalls des Speichers wichtig, sondern auch mein Anpassung meines Verbrauchsverhalten an die Produktion der PV-Anlage. Für viel Eigenverbrauch und eine hohe Autarkiequote ist es also gut, Verbraucher wie beispielsweise eine Waschmaschine oder Klimaanlage am Tag laufen zu lassen, wenn die Anlage ohnehin viel Strom produziert.

Wie berechnet sich die Autarkiequote?

Gehen wir von folgendem Beispiel aus. Herr Mustermann

  • verbraucht im Jahr 3.500 kWh Strom,
  • produziert mit seiner Solaranlage 2.500 kWh pro Jahr und
  • speist 1.500 kWh pro Jahr ins örtliche Stromnetz ein.

Das bedeutet also, dass er jährlich 1.000 kWh des selbst erzeugten Solarstroms für seinen eigenen Energiebedarf nutzt.

Eigenverbrauchsanteil berechnen

Eigenverbrauchsanteil = jährlicher Eigenverbrauch ÷ jährliche Stromerzeugung 

Beispiel: Herr Mustermanns Eigenverbrauchsanteil beträgt 1.000 kWh/Jahr ÷ 2.500 kWh/Jahr = 0,4 = 40 %

Autarkiegrad berechnen

Autarkiegrad = jährlicher Eigenverbrauch ÷ jährlicher Gesamtverbrauch

Beispiel: Herr Mustermanns Autarkiegrad beträgt 1.000 kWh/Jahr ÷ 3.500 kWh/Jahr = 0,29 = 29 %.

Gibt es eine Vergütung für den Eigenverbrauch?

Um den Einsatz von Photovoltaikanlagen zu fördern und die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien auszubauen, wurde im Jahre 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verabschiedet. In ihm ist eine Einspeisevergütung geregelt, die Du für den Ökostrom bekommst, den Du ins öffentliche Stromnetz einleitest.

Eine Vergütung für den Eigenverbrauch gibt es somit nicht mehr. Eine entsprechende Entlohnung gab es für kurze Zeit; sie entfiel jedoch durch die Gesetzesnovelle zum EEG 2012. Wer seine Anlage nach diesem Zeitpunkt in Betrieb genommen hat, geht hier leider leer aus.

Photovoltaik für den Eigenverbrauch optimieren

Grundsätzlich gilt: Je größer eine Photovoltaikanlage ist, desto wirtschaftlicher ist sie tendenziell

Zu dem Schluss kommt eine Studie der HTW Berlin im Auftrag der Verbraucherzentrale NRW. Das liegt daran, dass es bestimmte Fixkosten gibt, die bei jeder Anlage, ob groß oder klein, anfallen. Bei größeren Anlagen nehmen diese Fixkosten im Verhältnis zu den Gesamtkosten der Anlage ab. Heißt: Der Preis steigt nicht proportional zu Leistung einer PV-Anlage. Du kannst zum Beispiel die vierfache Leistung zum dreifachen Preis erhalten.

Die Anlage ausschließlich für den Eigenverbrauch zu optimieren, ist daher nicht unbedingt der cleverste Weg. In unserem Ratgeber über die Kosten der Photovoltaik erfährst Du mehr zur richtigen Dimensionierung Deiner Anlage.

Ist Energieautarkie grundsätzlich möglich?

Vollkommene Eigenversorgung mit Strom ist theoretisch zwar möglich, praktisch aber kaum umsetzbar, vor allem in Deutschland. Man bräuchte eine extrem überdimensionierte PV-Anlage mit sehr großem Speicher, um bei jeder Wetterlage versorgt zu sein. Das setzt ein entsprechend großes Dach und ein noch größeres Portemonnaie voraus. Durchaus machbar ist mit einem bezahlbaren Stromspeicher derzeit ein Autarkiegrad von etwa 80 %.

Was bräuchte man dafür?

  • Speicher
  • Wärmepumpe

Nur wenn die Kapazität der Solarstromanlage voll ausgeschöpft werden kann, ist Stromerzeugung für den Eigenbedarf rentabel.

Stromspeicher mit einer ausreichenden Speichergröße nehmen momentan nicht benötigten Strom auf. So geht die Überproduktion nicht verloren, sondern wird zu einem späteren Zeitpunkt für den Eigenverbrauch wieder zur Verfügung gestellt. Photovoltaikspeicher können sich je nach Region rasch amortisieren, wenn Anschaffungskosten und Nutzen genau abgewägt werden.

Teure Batteriespeicher zahlen sich zumindest dann aus, wenn Du nur noch eine geringe Einspeisevergütung zu bekommen hättest und deshalb vorrangig Solarstrom für den Eigenverbrauch gewinnen möchtest. Einzelne Bundesländer und Städte gewähren nach wie vor Fördermittel für die Anschaffung von Stromspeichern.

Wärmepumpen als weiteres Glied in der Kette leisten einen wesentlichen Beitrag, den Eigenverbrauch an Energie zu 100 % zu decken. Der für den Betrieb der Wärmepumpen notwendige Strom wird ebenfalls aus Solarenergie gewonnen. So sorgst Du für eine effizientere Nutzung des Solarstroms.

Ist Photovoltaik für Energieautarkie ausreichend?

Noch werden die wenigsten Solaranlagen betrieben, um eine absolute Autarkie in Sachen Energie zu erreichen. Einzelne Konzepte, aber bereits auch erste Siedlungen machen vor, dass dies durchaus machbar ist. Meist sind wirtschaftliche Abwägungen der Grund, warum dieser Schritt dennoch nicht gewagt wird. Lies mehr zum Thema in unserem Artikel über Inselanlagen.

Welche Alternativen gibt es?

Reicht die Energiegewinnung aus der Solaranlage für den Eigenverbrauch nicht für Haushaltsstrom und Wärmesysteme aus, kannst Du Dich dennoch vom Stromnetz unabhängig machen. Der Bezug von Nah- oder Fernwärme sowie die Pelletheizung wären sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht eine sinnvolle Ergänzung zur Energiegewinnung durch Solartechnik.

Zukünftige Entwicklungen

Die teilweise angeläutete, aber immer noch ausbaufähige Energiewende setzt auf eine dezentrale Versorgung. Die Energieversorgung 4.0 sieht bereits jetzt schon eine Kombination aus regenerativen Blockheizkraftwerken, Wind- und Sonnenenergie vor.

Atomstrom steht hoffentlich bald vor dem endgültigen Aus, und fossil betriebene Blockheizkraftwerke haben eine eher ungewisse Zukunft vor sich. Eine neue Vernetzung ist deshalb wichtig. Sie basiert auf regenerativen Stromerzeugern und ausreichend Speichermöglichkeiten der gewonnenen Energie für kurz- sowie langfristigen Bedarf.

Fazit

Wer klug rechnet und dabei vor allem die persönliche Situation genau betrachtet, entscheidet bei der Wahl seiner künftigen Energieversorgung richtig. Die Sicherung des Eigenverbrauchs bei Strom und vielleicht sogar die vollkommene Autarkie bei der Energieerzeugung will jedoch von allen Seiten betrachtet werden.

Da die Einspeisevergütung nicht mehr den Hauptanreiz darstellt, zählen vor allem die Ersparnis an Stromkosten, die Unabhängigkeit von Betreibernetzen und das Umweltbewusstsein bei der Entscheidung für Deine zukünftige Stromversorgung. Welchen Weg Du, in Anbetracht der politischen Entwicklung und dem Entstehen neuer Technologien, gehst, entscheidest Du, heute wie morgen.

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